Franz von Suppé


Franz von Suppé
rene-gagnaux.ch

Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppè-Demelli

genannt Franz von Suppé, auch Suppè

* 18. April 1819 in Spalato (Split), Dalmatien

† 21. Mai 1895 in Wien  



Banditenstreiche


Franz von Suppé

1819–1895

 Ouvertüre zur Operette »Banditenstreiche«

[1867]

 

 

11./12. 12. 2004 

 »Klassik im Salon 7«


Franz von Suppé

»Banditenstreiche«

Komische Oper in drei Akten.

Text von Ludwig Bender nach B. Boutonnier.

Uraufführung

am Carltheater, Wien 1867

 

Ort der Handlung:

ein Hafenstädtchen im Golf von Neapel

 

Personen der Handlung:

Der Bürgermeister Babbeo und seine Tochter Lidia;

Lidias Bräutigam Gaetano;

Lidias Freundin Stella;

Doktor Tondolo, der Schulmeister;

Spaccamonti, der Gemeindeschreiber;

Lelio aus Aversa, ein reicher Freier;

Malandrino, der Banditenhauptmann.

 

 

GAETANO

 

Lass dich erweichen,

höre nun der Laute Klang,

ein trautes Zeichen

meiner Liebe heißem Drang!

 

Ich harre dein

zum Stelldichein,

lass uns genießen Brust an Brust

der Liebe Lust!

Ach, Lidia, folg’ dem Klang,

dem heißen Liebesdrang! 

 

Dieses Liebeswerben Gaetanos an seine Braut Lidia, das Suppé schon in der Ouvertüre anstimmen läßt, nützt ihm wenig, denn sein geldgieriger Schwiegervater in spe, Babbeo,  hat einen viel betuchteren Heiratskandidaten für seine Tochter gefunden: Lelio, der seine Brautwerbung per Brief ankündigt und damit die erhoffte Hochzeit zwischen Gaetano und Lidia platzen läßt. Die Freundin Lidias erzählt Gaetano von dem Banditenhauptmann Malandrino, der als Beschützer bedrängter Liebespaare gerühmt wird und hier helfen könnte.

   Wie das Bühnenleben so spielt, trifft Gaetano natürlich ganz zufällig auf Malandrino, der längst in der Stadt ist, um einen neuen Beutezug zu organisieren. Er hat auch sogleich einen Plan: Zusammen mit dem arglosen Schulmeister wird der reiche Freier Lelio überfallen, ausgeraubt und zum Kleidertausch gezwungen, sodass dem Gemeindediener weisgemacht werden kann, der Konkurrent Gaetanos sei der Räuberhauptmann, der ins Gefängnis gehört. Malandrino gibt sich dafür vor dem Bürgermeister als Lelio aus und bekommt zur Belohnung für die Verhaftung des vermeintlichen Schurken das auf ihn selbst ausgesetzte Kopfgeld und Lidia zur Braut, die sogar einwilligt, weil sie weiß, dass Malandrino ihr ja helfen will. Ihre Freundin Stella hat sich derweil in den irrtümlich eingelochten Lelio verliebt; sie wähnt in ihm ihren heimlichen Schwarm, Malandrino.         

    Am nächsten Tag wird nun endlich die Hochzeit vorbereitet. Da bringt der Gemeindediener den vermeintlichen Chef-Banditen vor den verdutzten Bürgermeister: Malandrino lässt sich von Lelio entlarven, zückt sofort seine Pistole und zwingt den Bürgermeister der Heirat Gaetanos und Lidias zuzustimmen. Dann schiebt er Gaetano die Dukaten zu, die er Lelio geraubt und von Babbeo ergaunert hatte und sorgt dafür, dass Lelio sich mit der heimlichen Verehrerin Stella tröstet.

    Während man überglücklich Doppelhochzeit feiert, klauen die Banditen unbemerkt den geladenen Gästen Schmuck und Geld. | M. Z.



Leichte Kavallerie


Franz von Suppé

1819–1895

 Ouvertüre zur Operette

»Leichte Kavallerie«

[1866]

 

 

29./30. 5. 2004 

 »Klassik im Salon 6«


Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppé Demelli (1819-1895), besser bekannt als Franz von Suppé, war ein echter Kosmopolit. Die Familien seiner Eltern stammen aus Italien, Belgien, Tschechien und Polen. Er selbst wurde an Bord eines Schiffes vor Splato (heute Split in Kroatien) geboren. Mit dreizehn schrieb er sein erstes musikalisches Werk, eine orthodoxe katholische Messe. Seine musikalischen Ambitionen sollten aber bald wesentlich weltlicher werden. Nach seinem Musikstudium am Wiener Konservatorium entwickelte er sich zu einem weltberühmten Operettenkomponisten, zum  Mitbegründer der „Wiener Operette“. Insgesamt schrieb er 31 Operetten, darunter 1866 die „Leichte Kavallerie“.

 

Diese Operette war ein Kind ihrer Zeit, einer Zeit, in der Österreich-Ungarn sich einmal mehr im Krieg befand, im Krieg mit Preußen. Entsprechend hoch war die Nachfrage nach heroischen Musikwerken. Die Operette handelt vom Heldenleben und vom Herz-schmerz der ungarischen Husaren:

 

Der Husar im Kriegerglanz

hoch zu Roß zieht er durchs weite Tal,

auf der Fahn' den Lorbeerkranz –

stets bereit, ruft ihn das Kriegssignal.

Wenn die Waffe drohend blinket

und uns zum Kampf das Banner winket.

Rasch voran,

Husaren stehen Mann für Mann.

...

Ungarnmadel kernig frisch

sorget kosend für den Tisch:

Gulasch, Pörkelt, Halluska,

Schnaps und Speck und Paprika.      

(aus dem Libretto von Karl Costa)

 

Die kriegsbeendende Niederlage der Österreicher im selben Jahr bei Königgrätz bewirkte dann auch das Verschwinden dieses hurrapatriotischen Werkes aus den Theatern. Überlebt hat nur die Ouvertüre. Sie gehört auch heute noch zu den beim Publikum (inklusive Pazifisten) beliebtesten Stücken des Komponisten. Kaum eine andere Musik läßt wohl in den Köpfen der Zuhörer eine stärkere Assoziation für das Dahinjagen von Pferden über weite Ebenen, für das Reiten an sich entstehen. | J. B.



Dichter und Bauer


Franz von Suppé

1819–1895

 

Ouvertüre

zu dem Lustspiel von Karl Elmar

»Dichter und Bauer«

[UA 1846]

 

25. 10. 2003 Auftritt 18  Alte Feuerwache 

13./14. 12. 2003  »Klassik im Salon 5« 

10. 6. 2006  Wiederaufnahme  Konzert Nr. 10 


»Dichter und Bauer«

Ort der Handlung ist eine malerische Gegend in Oberbayern, wo drei Frauen und drei Männer aufeinandertreffen. Hauptpersonen sind der reiche Grundbesitzer Theophil von Salberstein und sein Mündel Hermine von Meyen. Sie hat ein großes Vermögen geerbt, das durch Salberstein verwaltet wird. Und da ist ein obskures Testament: Hermine muss entweder drei Jahre bis zum Antritt des Erbes warten – oder Salberstein heiraten. Heiratet sie ohne Zustimmung ihres Vormunds derweil einen anderen, verfällt das Vermögen. Hermine aber denkt gar nicht daran, sich auf diese Bedingung einzulassen, denn sie liebt den Dichter Ferdinand Römer, der allerdings, weil er sich von Hermine verlassen wähnt, aufs Land geflohen ist und nun der Bauerstochter Lieschen schwärmerische Lyrik verabreicht. Die hat es aber eigentlich auf den Bauern Konrad Maurer abgesehen... Zum Glück taucht schließlich noch Barbara auf, eine entfernte Verwandte Salbersteins, die zudem ein schriftliches Eheversprechen ihres Verwandten vorweisen kann. So lösen sich zum Schluss alle Verwicklungen auf, und jeder bekommt den passenden Partner, was Hermine u.a. mit den Versen kommentiert: 

 

Gleich und gleich muss sich finden

In Liebe zum ewigen Band [...]

Ja, nur in Liebe allein

Kann wahrhaft glücklich man sein.

Ach, und wehe

Der Ehe,

Die nicht das Herz beschloss.

 

| U. Sch.

Franz von Suppé war nach abgebrochenem Medizinstudium seit 1840 als Kapellmeister an verschiedenen Wiener Theatern tätig, wo er zunächst Begleitmusiken, Ouvertüren und Lieder zu Lokalpossen und Volksstücken, seit 1860 auch Operetten komponierte und dirigierte. Die von dem hierzulande kaum bekannten österreichischen Volksdramatiker Karl Elmar* stammende Posse »Dichter und Bauer«, zu der Suppé eine Ouvertüre sowie zahlreiche Lieder beisteuerte, wurde am 24. August 1846 uraufgeführt.

 


 

*Swiedack, Karl, unter dem Pseudonym Karl Elmar bekannter österreich. Volksdramatiker, geb. 23. Mai 1815 zu Wien, war erst Kaufmann, dann eine Zeitlang Artillerist und versuchte sich endlich als Schauspieler wie auch als Theaterdichter. Sein erstes Stück: »Die Wette um ein Herz« (1841), hatte einen ungewöhnlichen Erfolg. Es folgten dann: »Der Goldteufel«, in welchem namentlich der Schauspieler Kunst glänzte, »Dichter und Bauer« und »Unter der Erde«, welch letzteres Stück sich auf dem Repertoire erhalten hat. In allen bewährte S. ein glückliches Nachstreben auf der Bahn Raimunds, ebenso nach 1848 in den Dramen: »Des Teufels Brautfahrt« und »Paperl« sowie in den realistisch angelegten Volksstücken: »Unterthänig und unabhängig« und »Liebe zum Volk«. Dem Meister Ferdinand Raimund brachte S. seine besondere Huldigung dar in dem gleichnamigen Charakterbild, das sehr gefiel; auch »Das Mädchen von der Spule« und andre Volksstücke bewährten noch seine dichterische Kraft. Als dann das französische Gesangs- und Ausstattungsstück zur Herrschaft kam, zog sich S. von der Bühne zurück und wandte sich der humoristisch-satirischen Journalistik zu. Er starb 2. Aug. 1888 in Wien.    

 

Meyers Konversationslexikon. 1888/89

 

Übrigens:

Der geräuschvolle zweite Teil der Ouvertüre zu »Dichter und Bauer«, strepitoso, bildet auch den Höhepunkt des Kurzfilms »Die Orchesterprobe« von und mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt.



Die schöne Galathée


Franz von Suppé

1819–1895

 

Ouvertüre zur komisch-mythologischen Oper

»Die schöne Galathée«

[1865]

 

 

 

09.11.2002  Braunschweig 

01.12.2002 ► »Klassik im Salon 3«

 

Wiederaufnahme 

15.11.2009 Jubiläumskonzert

10 Jahre concentus alius 


Franz von Suppé

Die schöne Galathée

Komisch-mythologische Oper (sic!) in einem Akt.

Text von Poly Henrion (Leopold Kohl von Kohlenegg)

UA am 9. September 1865 im Carl-Theater, Wien

 

In Pygmalions Werkstatt liegt der Diener Ganymed (Alt) auf einem Ruhebett und faulenzt. Er wird durch den Kunstliebhaber Mydas (Komiker) gestört. Dieser Mäzen, dessen größte Stärke seine Schwäche für die Weiblichkeit ist, hat von Pygmalions neuester Schöpfung, einer Statue der Nymphe Galathée, gehört. Er möchte sie besichtigen. Zwar hat Ganymed strengstes Verbot, das Werk jemandem zu zeigen, aber einige Münzen bringen sein Gewissen zum Schweigen. Mydas betrachtet die Statue und ist hingerissen.

 

Pygmalion (Tenor) kehrt zurück, überrascht ihn und wirft ihn wütend hinaus. Als der Bildhauer allein ist, zeigt sich seine Leidenschaft für das von ihm geschaffene Kunstwerk. Er bittet die Liebesgöttin Venus, die Statue zum Leben zu erwecken. Galathée (Sängerin) erwacht und wird Mensch. Statt aber für Pygmalion Liebe zu empfinden, empfindet sie Hunger und schickt ihn, ihr ein altgriechisches Schnitzel mit sauren Gurken zu besorgen. Eifrig rennt der Bildhauer davon.

 

Der neugeborenen Schönheit gefällt Ganymed viel besser als sein Herr, und sie beginnt mit ihm zu flirten. Mydas stört das Idyll, lässt sich von Ganymed vorstellen und kann seine Bewunderung nicht verbergen. Er bittet sie um ihre Liebe und bezahlt diese im voraus mit allerlei Schmuckstücken, die er Galathée umhängt, wobei er nicht vergisst, die Preise zu nennen. Als die steinerne Jungfrau sich kühl zeigt, verlangt er die Geschenke zurück, erhält aber nur eine Ohrfeige.

 

Pygmalion erscheint mit dem Essen, und Mydas versteckt sich hinter einem Vorhang. Galathée, Pygmalion und Ganymed setzen sich zu Tisch. Galathée betrinkt sich, wirft den Tisch um, Mydas springt aus seinem Versteck und stößt mit Pygmalion zusammen. Der will den Mäzen erst erwürgen, rennt dann aber zusammen mit ihm der flüchtenden Galathée nach. Die jedoch hielt sich nur verborgen, setzt das Techtelmechtel mit Ganymed fort und lernt in aller Form das Küssen.

 

Pygmalion und Mydas kehren zurück. Der Bildhauer sieht, was los ist und will die von ihm geschaffene Statue zertrümmern. Galathée flüchtet hinter den Vorhang. Pygmalion bittet Venus, Galathée wieder zu versteinern. Venus erbarmt sich seiner, und Galathée wird wieder zur Marmor-Statue! Mydas ist entsetzt: sein ganzer Schmuck ist mit versteinert. Er kauft die Statue von Pygmalion, um wenigstens etwas aus der Geschichte zu retten. Pygmalion ist für immer von der Versuchung geheilt, sich in ein eigenes Kunstwerk zu verlieben. | Otto Schneidereit