Robert Schumann


Robert-Schumann-Haus, Zwickau
Robert-Schumann-Haus, Zwickau

Robert Schumann

* 8. Juni 1810 in Zwickau, Königreich Sachsen

† 29. Juli 1856 in Endenich, Rheinprovinz, heute Ortsteil von Bonn

Robert Schumann, im März 1850, Daguerreotypie von Johann Anton Völlner



Dritte Sinfonie


Robert Schumann

1810–1856

 Symphonie Nr. 3 Es-Dur

»Rheinische« op. 97

[1850]

 

1.   Lebhaft

2.   Scherzo: Sehr mäßig

3.   Nicht schnell

4.   Feierlich

5.   Lebhaft


 

23. 6. 2013 

 Programm 24


Carl Hasenpflug, Kölner Dom,

Carl Hasenpflug

Der Kölner Dom in vorweggenommener Vollendung. 1832–36

Öl auf Leinwand, 196 x 150 cm

Köln, Kölnisches Stadtmuseum


Die »Richarz’sche Heilanstalt«

in Endenich bei Bonn im 19. Jh.

Heute Schumannhaus Bonn


Robert Schumann wurde in Zwickau geboren. Sein Vater war Schriftsteller und Buchhändler und förderte das Interesse des Sohnes an Dichtung und Musik. So wurde Schumann mit Eichendorff, Goethe und Heine und vor allem mit Jean Paul bekannt. Der junge Schumann war sich unschlüssig, ob er mehr zum Dichter oder mehr zum Komponisten berufen sei. Er begann ein Jurastudium in Leipzig und Heidelberg, erst 1830 entschloß er sich endgültig, Musiker zu werden, und nahm Klavierstunden bei Friedrich Wieck in Leipzig. Wieck war ein strenger Lehrer, der den jungen Schumann zum größten Pianisten seiner Zeit machen wollte. Wiecks kleine Tochter Clara (1819 geboren) war bereits mit elf Jahren eine Klaviervirtuosin, als sie fünfzehn war, verliebte Schuman sich in sie. Wieck stellte sich einer Verbindung der beiden mit einem geradezu unmenschlichen Haß entgegen und entfernte 1836 Clara aus Leipzig. Schumann hatte inzwischen den Gedanken einer Virtuosenlaufbahn aufgeben müssen; er hatte sich 1832 eine Sehnenscheidenentzündung der rechten Hand zugezogen, wahrscheinlich durch eine selbsterdachte Vorrichtung zur Stärkung des vierten Fingers. Statt dessen hatte er hinreichenden Erfolg als Komponist von Klaviermusik und als Musikjournalist. … 1834 gründete er die »Neue Zeitschrift für Musik«, die den Namen des Herausgebers bald in ganz Europa bekannt machte und bis heute ein Vorbild für produktive Musikkritik geblieben ist.

 

Erst nach langwierigen und peinlichen Auseinandersetzungen mit Claras Vater, der schließlich wegen Verleumdung Schumanns zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, konnte das Paar im September 1840 heiraten. Nun begann die glücklichste Periode in Schumanns Leben. Allein im Jahre 1840 schrieb er über 130 Lieder … 1841 fand am Leipziger Gewandhaus unter Leitung von Schumanns Freund Mendelssohn die Uraufführung der »Frühlingssymphonie« statt (Nr. 1, B-Dur, op. 38). Das Werk wurde freundlich aufgenommen, doch versank Schumann immer häufiger in tiefe Schwermut, die sich manchmal zu Selbstmordgedanken steigerte. Von innerer Unrast getrieben, wechselte er in dieser Zeit häufig seinen Wohnort. Er zog von Leipzig nach Dresden, von dort nach Wien und weiter nach Berlin, um schließlich wieder in Dresden zu landen.   

 

|  Die Musik. 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte. (The Music Makers. dtsch.) München (London) 1979. S. 118

 

Einige Bemühungen, eine Festanstellung bei einem Konzert- oder Opernhaus in Sachsen zu erhalten, scheiterten. Erst ab Dezember 1849 erhielt Schumann ein reelles Angebot: die Nachfolge von Ferdinand Hiller als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Vertragspartner war seinerzeit der Musikverein (heute Städtischer Musikverein zu Düsseldorf). Die Schumanns zögerten zunächst, das ihnen vertraute Sachsen zu verlassen, aber am 1. September 1850 zogen sie von Dresden nach Düsseldorf um.

 

Der Empfang Robert Schumanns in Düsseldorf war herzlich: Das Orchester sowie der Chor hatten einige Stücke von ihm einstudiert, und es gab eigens für ihn einen Ball sowie ein Souper. Schumann wurde von Hiller höchstpersönlich in künstlerische Kreise eingeführt. Die Begeisterungsfähigkeit der Rheinländer steckte die Schumanns an: Robert komponierte wie besessen und entwarf innerhalb eines Monats seine 3. Sinfonie in Es-Dur, die sogenannte Rheinische. 

Der Beethoven’schen Stimmungsempfindung folgend (Es-Dur steht für heroisch) beschreibt Schumann seine ersten Eindrücke von der Fremde, die Sätze 1, 2 und 5 sind beschwingt und voller Enthusiasmus. 

Der 3. Satz mit der Tempobezeichnung Nicht schnell hat Intermezzo-Charakter und ist eine Genre-Komposition in der Art von Schumanns Klavierminiaturen. 

 

Der feierliche 4. Satz erinnert an einen Festgottesdienst in einem prunkvollen Kirchenbau und wird daher manchmal mit der Weihung des damaligen Erzbischofs Johannes von Geissel zum Kardinal in Verbindung gebracht, die am 12. November 1850 im Kölner Dom stattfand. Schumann selbst war dabei jedoch nicht anwesend. 

  

| nach Wikipedia; Günther Spies Reclams Musikführer. Robert Schumann. Stuttgart, 1997

 

Daß Schumann kein guter Dirigent war, das wissen Sie längst. Schumann war eben eine zu innerliche, poetische, träumerische Natur. Zuweilen ließ er seine Schäflein ruhig laufen, versunken in seine Gedanken, dann erbarmte sich wohl seine Frau der verlassenen Herde. Sie saß meistens in der ersten Reihe im Saale, die Partitur auf den Knien, und gab uns von da zuweilen ein Zeichen, bis ihr Mann aus seinen Träumen wieder ganz zur Wirklichkeit zurückkehrte.

Elisabeth Werner, befreundet mit Schumanns, 1862

 

| zitiert bei Beatrix Borchard Clara Schumann. Ihr Leben. Berlin 1994, S. 235

 

So schnell sich die Schumanns von der rheinischen Mentalität fesseln ließen, so schnell kam die Ernüchterung: Die im Wortsinn praktizierte »Kommste heut nicht, kommste morgen«-Einstellung des Orchesters machte ihm zu schaffen. War es dann vollständig, kämpfte er gegen verpatzte Einsätze. Als die Blechbläser einmal aus Achtlosigkeit das in eine falsche Tonart transponierende Instrument gegriffen hatten, gab es statt eines Einsehens gleich eine Diskussion. Und der Chor schwatzte und lachte während der Proben. Schumann fühlte sich nicht ernst genommen. Schon Ende 1851 überlegte er, das Amt niederzulegen, aber ein sechstes Kind (Eugenie) hatte sich angekündigt.   

 

Im Februar 1854 verstärkte sich Schumanns durch die Syphilis bzw. manisch-depressive Krankheit verursachtes Leiden sprunghaft. Er klagte über »Gehöraffektionen«. Töne, Akkorde, ganze musikalische Stücke tobten in seinem Kopf und raubten ihm den Schlaf. Tag und Nacht wurde Schumann nun von seiner Frau und seinen Kindern beobachtet und stand bereits unter ärztlicher Aufsicht, konnte allerdings trotzdem am 27. Februar 1854 in einem unbeobachteten Augenblick das Haus verlassen und zur nächst gelegenen Rheinbrücke laufen. Dort stürzte er sich in den Fluss, wurde aber von herbeirudernden Schiffern wieder an Land gebracht. 

In der von Franz Richarz 1854 in Endenich bei Bonn neu eröffneten privaten psychiatrischen Heilanstalt verbrachte Schumann die letzten beiden Jahre seines Lebens.

 

| nach Wikipedia; Günther Spies Reclams Musikführer. Robert Schumann. Stuttgart, 1997