Charles François Gounod
* 17. Juni 1818 in Paris
† 18. Oktober 1893 in Saint-Cloud
Imanuel Heinrich Lengerich (1790–1865)
Portrait Charles Gounod.
Öl auf Leinwand
Regensburg, Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Charles Gounod
1818–1893
Introduction et Valse
aus der Oper »Faust«
[1859]
In dieser Kombination waren diese Stücke zum ersten Mal
am 10. Juni 2006 im Programm des
zu hören
Wiederaufnahme
am 15. November 2009 im
10 Jahre concentus alius
Charles Gounod ist bis zum Alter von 33 Jahren bereitwillig im Schatten geblieben und begnügte sich damit, fast nur Kirchenmusik zu schreiben. Da ist vor allem sein »Ave Maria« zu nennen. Aber sein Leben änderte sich mit seinem »Faust« im Jahre 1859.
Diese Oper, die auf Goethes »Faust« basiert, gilt als der Gipfelpunkt romantischen Komponierens im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Gounods Sicht konzentriert sich vornehmlich auf die Liebesgeschichte zwischen Marguerite und Faust, den Opfern der Mächte des Himmels und der Hölle. Dieses mystische Thema beschäftigte Gounod Zeit seines Lebens so sehr, dass er manchmal mit „Abbé Gounod“ unterschrieb. Seine mystische Suche inspirierte ihn zu den schönsten Melodien, die je geschrieben worden sind.
In der dramatischen Ouvertüre zu »Faust« finden sich rauschende Akkorde für Schmerz, Traurigkeit und Angst, düstere und mysteriöse Chromatik, die Magie, Grausamkeit, Rache oder Höllisches illustriert, und Melodien einfacher Pracht, die Schönheit, Liebe und den Himmel empfinden lassen. Der Walzer ist eines der bekanntesten Stücke aus der Oper und eines der sinnlichsten, es ist ein sehr schönes Beispiel für die wunderbar erfindungsreiche Melodik Gounods, die er an der Stelle einsetzt, wo Faust Marguerite zum allerersten Mal trifft und ihr eine Liebeserklärung macht: bei einem leidenschaftlichen Walzer ... Kosten wir ihn aus! | E. J. / M. Z.
Charles Gounod
1818–1893
Walzer (Valse)
aus der Oper »Faust«
[1859]
30. 4. 2001 ► SchwuZ
22. 5. 2001 mit Chorgesang zusammen mit den
Wiederaufnahme am
12. 6. 2005 ► »Klassik im Salon 8«
2. & 3. 11. 2019, im Jubiläumskonzert
Eugène Delacroix
Faust versucht Margarete zu verführen. (Ausschnitt)
Lithographie, 1828
Paris, Musée Eugène Delacroix
Charles Gounods Oper »Faust« wurde 1859 in Paris uraufgeführt. In Deutschland spielte man dieses Werk vorzugsweise unter dem Titel »Margarete« – es galt, den Abstand zu Goethes »Faust« zu betonen, einem nationalen Heiligtum, das, wie manche meinten, durch die trivialisierende Adaption des Franzosen(!) Gounod ruchlos entweiht worden war. In der Tat hatten Gounod und seine Librettisten Jules Barbier und Michel Carré alle Metaphysik des Faust-Stoffes beiseite geschoben, um sich ganz der Gretchentragödie zu widmen. Vom faustischen Drang blieb in ihrer Version nur mehr der Geschlechtstrieb.
Der auch als eigenständiges Instrumentalstück populär gewordene Faust-Walzer ist der Finalszene des II. Aktes unterlegt, in der Momente aus verschiedenen Szenen der Goethe'schen Vorlage zusammengeführt werden: Volksfeststimmung, Tanz und Gesang während des ›Osterspaziergangs‹ und Fausts erste Annäherung an Gretchen. Eine bei Goethe nur in der Szene ›Auerbachs Keller‹ auftretende Figur, Siebel, begegnet hier als Fausts Nebenbuhler (übrigens eine Hosenrolle).
Nachfolgend der Text dieser Szene in der deutschen Übertragung von Julia Behr.
CHOR
Leichte Wölkchen sich erheben,
von Zephyrs Hauch bewegt,
und der Staub fliegt leicht erregt,
von des Zephyrs Hauch bewegt.
Wo im Tanz die Paare schweben
auf der Freude frohen Schwingen,
weithin hört den Walzer klingen!
MEPHISTOPHELES
Sieh’ die schönen Gestalten! Willst nicht der Schönsten unter ihnen anbieten deinen Arm?
FAUST
Lass’ die Scherze, die Spötterei’n!
Sie, nur sie bringt Heil meinem Herzen!
SIEBEL Hier muss es sein,
wo bald ich sehe Margareten!
EINIGE JUNGE MÄDCHEN
Du hast uns heut’ noch nicht zum Tanz geladen!
SIEBEL
Nein! Nein, nein! Ich tanze heut’ nicht!
CHOR
Leichte Wölkchen sich erheben [...]
FAUST
O welch Glück! Sie ist es!
MEPHISTOPHELES
Nun wohl, so sprich zu ihr!
SIEBEL
Margarete!
MEPHISTOPHELES
Was gibt’s?
SIEBEL
Verwünschter Kerl! Auch noch da!
MEPHISTOPHELES
Ja, wirklich, mein Freund! Ihr auch da? Ha! Ha! Wahrhaftig, guter Freund, auch Ihr seid da!
FAUST
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
MARGARETE
Nein, mein Herr!
Bin weder Fräulein, weder schön,
kann ungeleitet nach Hause geh’n.
FAUST
Auf mein Wort, sie ist reizend
und schön zum Entzücken! O himmlische Maid!
Dich lieb’ ich, du himmlische Maid!
SIEBEL
Sie ist verschwunden!
MEPHISTOPHELES
Wie ging’s?
FAUST
Weh’ mir! Man stieß mich zurück!
MEPHISTOPHELES
Wohlan!
So meng’ ich mich drein,
und bald ist Margarete dein!
ERSTE GRUPPE JUNGER MÄDCHEN
Sprecht, was gibt’s?
ZWEITE GRUPPE JUNGER MÄDCHEN
Es war Gretelein,
die von dem Junker nicht wollte begleitet sein.
CHOR
Tanzet, walzet, tanzet nur zu!
Auf tanzt, auf, walzet nur zu!
Leichte Wölkchen sich erheben
[...]
Seht, wie schnell sie sich drehen,
im weiten Raum Gewänder leicht wehen,
sie atmen kaum, wie schnell sie sich drehen!
Welch’ Glück, welch Wonne erregt die Brust!
Nichts unter der Sonne gleicht dieser Lust!
Vorhang
| T. F.