Aram Chatschaturjan
armenisch: Արամ Խաչատրյան, Aram Xač‘atryan;
russisch: Арам Ильи́ч Хачатурян,
Aram Iljitsch Chatschaturjan / oft auch Khatchaturjan
* 24. Mai (julianisch) / 6. Juni (gregorianisch) 1903 in Tiflis
† 1. Mai 1978 in Moskau
Aram Chatschaturjan
1903–1978
Walzer aus der Suite »Maskerade«
nach der Zwischenaktmusik
zu Lermontows gleichnamigem Schauspiel [1943/44]
4. 7. 2009 ► Programm Nr. 16
19. 12. 2009 ► »Schöne Bescherung«
Aram Iljitsch Chatschaturjan 1903 in Tiflis, Armenien, geboren, gehört zur selben Generation sowjetischer Komponisten wie der drei Jahre jüngere Dmitri Schostakowitsch, die für ihr Bestreben um eine zeitgemäße Musiksprache hohe Ehrungen erhielten, aber auch dem widersprüchlichen Vorwurf des Formalismus durch die Partei ausgesetzt waren. Dabei ist Chatschaturjans Tonsprache in vielfältiger Weise von der Volksmusik seiner kaukasischen Heimat geprägt. Ihm kommt deshalb für Armenien eine ähnliche Bedeutung zu, wie sie zum Beispiel Grieg für Norwegen oder Smetana für Böhmen haben.
Chatschaturian begann 1922 in Moskau sein Studium in den Fächern Violoncello und Komposition. Seine hoch gelobte erste Sinfonie aus dem Jahr 1934 entstand am Ende seiner Studienjahre. Nach Vollendung seiner zweiten Sinfonie (1943) vollzieht Chatschaturjan 1944 den Spagat zwischen Partei-Anspruch und persönlichem Gestaltungswillen: Er komponiert sowohl die Staatshymne der Armenischen Sozialistischen Sowjet-Republik als auch die Zwischenaktmusiken zu dem Schauspiel »Maskerade« des russischen Romantikers Michail Lermontow aus dem Jahr 1835. Daraus hat er Walzer, Nocturne, Mazurka, Romanze und Galopp zu einer Orchester-Suite zusammengestellt, die oft auch als Ballettmusik deklariert wird. Die Stimmung des festlich aufrauschenden Walzers mit seinen übermütigen Einsprengseln und dem heiter klingenden Zwischenspiel – alles Ausdruck des ausschweifenden Lebenswandels von Lermontows Figuren – steht in seltsamem Kontrast zu der bedrückenden Stimmung der Kriegszeit, in der er geschrieben wurde.
Maskerade
Arbenin, ein meisterhafter Kartenspieler, verkehrt nicht mehr in den Spielsalons. Dort hat er im Spiel alles erreicht. Viel mehr fasziniert ihn das neue, aber verdächtige Glück in der Liebe zu seiner jungen Frau Nina. Auf einem Maskenball genügt eine unglückliche Verwechslung seine Eifersucht zu wecken. Unter den Masken fallen die wahren Masken, Karten werden aufgedeckt, das Liebesglück fällt zusammen wie ein Kartenhaus: Arbenin tötet Nina und verliert den Verstand. Sein Spiel ist aus.
Im Alter von nur einundzwanzig Jahren hat Lermontow seine kritische Vers-Satire auf die zaristische Adelsgesellschaft geschrieben. Mehrfach wurde er von der Zensur gezwungen sein Stück wegen »zu starker Leidenschaften« zu ändern. Sein eloquenter Sprachwitz und sein scharfzüngiger Humor, der seine Zeitgenossen gnadenlos der Lächerlichkeit preisgab, ließ ihn immer wieder beim Zaren in Ungnade fallen. Lermontow wurde drei Monate vor seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag Opfer eines Mordes, der als Duell inszeniert wurde. | M. Z.