Béla Bartók


http://www.sze.hu/muvtori/belso/ferenczy/ferenczy2.htm
Béni Ferenczy: Bartók 1936

Béla Bartók, ungarisch: Bartók Béla

* 25. März 1881 in Groß-Sankt-Nikolaus / Nagyszentmiklós, Österreich-Ungarn

† 26. September 1945 in New York



Ungarische Skizzen – Fünf Bilder aus Ungarn Sz 97


 Béla Bartók

1881–1945

 »Magyar Képek«

»Ungarische Skizzen« – Fünf Bilder aus Ungarn

Sz 97

[1931]

 

1. Abend auf dem Lande

2. Bärentanz

3. Melodie

4. Etwas angeheitert

5. Üröger Hirtentanz / Tanz der Schweinehirten

 

 


 8. 6. 2008  ► Konzert Nr. 14


Im Oktober 1940 verlässt Béla Bartók Europa. Die politischen Verhältnisse, insbesondere der Faschismus und seine anscheinend unaufhaltsame Kriegs- und Eroberungsmaschinerie machen ihm ein Weiterleben hier unmöglich. Es wird ein Abschied für immer.

 

„Eigentlich ist diese Reise ein Sprung ins Ungewisse aus dem gewussten Unerträglichen. … Weiß Gott, wie und wie lange ich dort draußen arbeiten kann.“

 

Dem voraus geht ein langes Nachdenken. Seit 1931 wächst seine Empörung über den immer stärker werdenden Faschismus: Der berühmte italienische Dirigent Arturo Toscanini muss in jenem Jahr sein Heimatland verlassen. Er hatte sich geweigert, die faschistische Hymne, die „Giovanezza“, zu dirigieren. Das verzeihen ihm die neuen Machthaber nicht. Bartók beginnt zu begreifen, was ihm und den Künsten mit diesem totalitären System droht. Im Namen des Neuen Ungarischen Musikvereins UMZE schreibt er im selben Jahr:

 

„Der UMZE sieht mit Besorgnis, dass außerhalb der Kunst stehende Mächte immer häufiger gewaltsam in das Kunstleben eingreifen und sogar vor dem weltweiten Ansehen eines Toscanini nicht mehr zurückschrecken.“ – und fordert die Bildung einer „Weltorganisation zu institutionellem Schutz der Freiheit der Kunst“.

 

„Wer Bartók begegnete, im Gedanken an die rhythmische Urkraft seiner Werke, war von der schmalen, zarten Gestalt überrascht. Er hatte die äußere Erscheinung eines feinnervigen Gelehrten. […] Sein Wesen atmete Licht und Helligkeit. Seine Augen leuchteten mit herrlichem Feuer. In den Strahlen seines forschenden Blickes hatte nichts Unwahres oder Unklares Bestand.“ (Paul Sacher)

 

1931 entstehen »Bilder aus Ungarn für Orchester«. Danach greifen die von ihm wahrgenommenen „außerhalb der Kunst stehenden Mächte“ mit brachialer Gewalt auch in sein Leben ein und zwingen ihn, seine Frau und seine Söhne ins Exil.

 

„Wenn jemand hierbleibt, obwohl er wegfahren könnte, so stimmt er stillschweigend alledem zu, was hier geschieht, wird man sagen. Man könnte auch sagen, in wie großes Unglück das Land auch kommt, muss doch jedermann auf seinem Platz bleiben und die Dinge unterstützen, wie es nur möglich ist. Es ist nur die Frage, ob in absehbarer Zeit Hoffnung ist, erfolgreiche Hilfe leisten zu können.“

 

„In diesem Zeitalter der Massen-Auswanderung wird die schreckliche und schwerwiegende Entscheidung Bartóks, Ungarn zu verlassen, leicht unterschätzt. Ich kann mir keinen anderen Menschen vorstellen, dem der Bruch mit seinem Heimatland ein solches Opfer bedeutete. […] Sich davon loszureißen, war für ihn eine Art Selbstmord. Ich bin fest davon überzeugt, dass seine Jahre des Exils […] sein Leben verkürzten.“ (Antal Dorati)

 

Am 26. September 1945 stirbt Béla Bartók in New York. In seinen amerikanischen Jahren krönt er sein Schaffen mit Werken, wie dem Konzert für Orchester, der Sonate für Solovioline oder dem Konzert Nr. 3 für Klavier und Orchester.

 

„Das Schreckliche an allem ist, dass die Zukunft absolut trübe sein wird, auch wenn wir gewinnen. Man sieht kein Ende – und die Zerstörung Europas […] geht weiter, pausenlos und unbarmherzig.“

 

„Bartóks Jahre in Amerika waren einsame, traurige Jahre. Aber wären sie in einem anderen Land weniger einsam, weniger traurig gewesen?“ (Everett Helm)  | H. P.