Programm Nr. 40


Christiane Silber

dirigiert das vierzigste Konzert

 
Solistin:

Helena Köhne, Alt

 

Sonnabend, 11. Februar 2023, 18 Uhr

Sonntag, 12. Februar 2023, 20 Uhr

Emmaus-Kirche, Berlin-Kreuzberg

 

Benefizkonzert

für den AIDS-Hospizdienst »Tauwerk« e. V.


Helena Köhne, Alt

Die Altistin Helena Köhne studierte am Hamburger Konservatorium und an der Universität der Künste Berlin. Sie war Stipendiatin der Walter Kaminski Stiftung sowie Preisträgerin des Hanns-Eisler-Wettbewerbs für Interpretation zeitgenössischer Musik.
Eine rege Konzerttätigkeit führte Helena Köhne mit Werken wie dem Weihnachtsoratorium, dem Mozart-Requiem, dem SchumannRequiem, Frank Martins In Terra Pax, oder verschiedenen Passionen in die Berliner Philharmonie, die Musikhalle Hamburg, die Rudolf-Oetker-Halle Bielefeld u.v.m.
2012 war Helena Köhne als "Mutter" in der Braunfels Oper Die Verkündigung am Pfalztheater Kaiserslautern und als "Filipjewna" in Eugen Onegin am Theater Görlitz engagiert.
2012 bis 2014 war sie als "Adelaide" in Arabella und "Marthe Schwertlein" in Faust am Nationaltheater Weimar sowie in Mahlers 8. Sinfonie in der Berliner Philharmonie zu erleben. Die "Alte Burya" in Jenůfa verkörperte sie am Theater Görlitz und am Staatstheater Oldenburg war sie erneut als "Filipjewna" in Eugen Onegin erfolgreich.
2018 sang sie an der Oper Köln die "Bianca" in Brittens Rape of Lucretia sowie "Wesners Alte Mutter" in Zimmermanns Soldaten am Staatstheater Nürnberg.
2018 war sie wieder die "Alte Burya" an der Opera de Dijon sowie 2019 am Pfalztheater Kaiserslautern. 2019/20 sang sie die "Mutter" in der zeitgenössischen Oper Strafen an der Opéra Dijon sowie "Filipjewna" am Volkstheater Rostock. Corona-bedingt wurde ihr Engagement als "Alte Burya" an der Vlaamse Opera Antwerpen im Herbst 2020 abgesagt.
2021 macht sie ihr Debut als "Erda" in Rheingold und Siegfried sowie "Schwertleite" in Die Walküre am Staatstheater Wiesbaden.
Im Januar 2022 übernahm sie am Staatstheater Nürnberg die Partie der "Genevieve" in Debussys Pelleas et Melisande. Im Herbst 2022 sang sie die "Amme" in Kreneks Oper Orest im Theater Münster, außerdem debütierte sie kürzlich ebenfalls dort als "Klytämnestra" in Elektra von Richard Strauss.


Download
► Programmheft 11./12. Februar 2023
Unser mit viel Liebe und Sorgfalt zusammengestelltes Programmheft ist leider nicht rechtzeitig zum Konzert bei uns eingetroffen. Wer jetzt im Nachhinein gern einen Blick hineinwerfen möchte, kann es sich hier herunterladen.
Programmheft 2023-02-11.pdf
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P  r  o  g  r  a  m  m  f  o  l  g  e

  Benjamin Britten
1913–1976

»Soirées musicales«
Suite of Movements from Rossini op. 9

1. March
2. Canzonetta
3. Tirolese
4. Bolero
5. Tarantella

 

Alma Mahler
1879–1964

Sieben Lieder
für mittlere Stimme und Klavier (1910/1915),
orchestriert von David und Colin Matthews (1995)

1. Die stille Stadt – Andante
2. Gefunden – Etwas drängend, stringendo
3. Licht in der Nacht – Ernst
4. Waldseligkeit – Geheimnisvoll, zart
5. Französisches Wiegenlied – Allegro
6. Bei dir ist es traut – Nicht langsam
7. Gesang am Morgen – Leicht bewegt

 

– PAUSE –

 

Gustav Mahler
1860–1911

- Blumine
Sinfonischer Satz

- Totenfeier
Maestoso


Benjamin Britten begann bereits im Alter von neun Jahren mit dem Komponieren. Sein opus 9, »Soirées musicales«, basiert auf seiner fünfsätzigen Suite für Kammerorchester und Gesangsstimmen nach Motiven von Rossini. Er komponierte sie 1936 im Alter von 23 Jahren für Alberto Calvacantis Dokumentarfilm »Men of the Alps«. 1935 hatte Britten bei der GPO Film Unit, einer kleinen Dokumentarfilmgesellschaft, einen Job als Filmkomponist bekommen. Unter ständigem Zeitdruck bei den Filmarbeiten konnte er seine Geschicklichkeit im Komponieren und Arrangieren immens steigern. Nach Abschluss der Filmarbeiten arbeitete er die Partitur in ein Orchesterwerk um. 1938 diente diese Orchestersuite zum ersten Mal als Ballettmusik: Antony Tudors Choreographie zu Brittens Rossini-Adaption wurde unter dem Titel »Soirées musicales« im Londoner Palladium gezeigt.

Während des Zweiten Weltkriegs lebte Britten in den Vereinigten Staaten. 1941 schrieb er dort als opus 24 die »Matinées musicales«, eine weitere Orchestersuite nach Melodien Rossinis. Beide Suiten hat Georges Balanchine im selben Jahr für sein Ballett »Divertimento« zusammengefasst.       MZ/mk


Alma und Gustav Mahler

Blumine“ – diesen seltsamen Titel gab Gustav Mahler dem zweiten Satz einer 1885 begonnenen Symphonischen Dichtung, die er später zu seiner ersten Sinfonie umformte. Entliehen hatte er ihn von seinem Lieblingsdichter Jean Paul, der ihn als deutschen Namen für die römische Göttin Flora verwendet hatte. Das Schicksal von Mahlers „Blumine“ war allerdings zunächst ein trauriges, denn er verwarf nicht nur das ausführliche Programm, das seine erste Sinfonie ursprünglich hatte, sondern auch diesen 2. Satz. Warum er das tat, hat er leider nie mitgeteilt. Erst 1966 wurde „Blumine“ in einem Manuskript wiederentdeckt. Dabei fiel auf, dass Mahler diese Musik seinerzeit recycelt hatte, aus einer Schauspielmusik für einen „Trompeter von Säckingen“ in Kassel. Das erklärt die außergewöhnliche Bedeutung, die der Solo-Trompete zukommt. Dass „Blumine“ – obwohl Mahler sie nicht mehr in seiner Sinfonie haben wollte – immer wieder auf Konzertprogrammen als Einzelstück erscheint, beweist ihre ganz eigene Faszination auf Orchester und Publikum.

    Ebenfalls merkwürdig ist die Geschichte von Mahlers „Totenfeier“. Der 1888 vollendeten Symphonischen Dichtung fügte Mahler ursprünglich folgende programmatische Beschreibung bei: „Am Grabe eines geliebten Menschen. Sein Kampf, sein Leiden und Wollen zieht am geistigen Auge vorüber. Fragen drängen sich auf: Was bedeutet der Tod – gibt es Fortdauer?” Ihr Druck war schon vorgesehen, doch 1893 beschloss Mahler, sie als Kopfsatz seiner 2. Sinfonie zu verwenden, wenn auch mit Kürzungen und umfangreichen Änderungen in der Instrumentierung. So wurde die „Totenfeier“ zum ersten Teil der „Auferstehungssinfonie“. Dort sollte sie allerdings nach Mahlers Willen eine Sonderstellung behalten: Mahler fordert mindestens fünf Minuten Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Satz der Sinfonie! Ein Wunsch, den ihm heute niemand mehr erfüllt… EineDie Aufführung als Einzelwerk dürfte aber seinen Segen finden. Schließlich hat er selbst – auch nach Fertigstellung seiner 2. Sinfonie – die Totenfeier noch als Einzelwerk aufgeführt.

    Kein schöner Zug von Gustav Mahler war es, dass er seiner Frau Alma das Komponieren verbot, bevor er sie 1902 heiratete. Oder genauer: Als er sie vor die Wahl stellte, mit ihm und seiner Musik oder mit ihrer Musik aber ohne ihn zu leben, wie er es in einem Brief formulierte. Erst 1910, als sie eine Affäre mit Walter Gropius begann, überdachte er seine Haltung, schaute sich ihre Lieder an und schlug ihr vor, sie zu publizieren. Von diesen 1910 erschienenen „Fünf Liedern“ stehen hier die ersten vier auf dem Programm, alle in einer 1995 erstellten Orchesterfassung von David und Colin Matthews. 1915, vier Jahre nach Gustav Mahlers Tod, veröffentlichte Alma (inzwischen mit Gropius verheiratet) weitere vier Lieder, von denen hier drei erklingen. 1924 folgten noch einmal fünf Lieder, doch komponiert hat Alma Mahler auch nach Mahlers Tod nicht mehr. Sie sah sich selbst vor allem als Begleiterin, manche sagen "Muse", bedeutender Künstler. Deren Liste ist allerdings beeindruckend: sie reicht von Gustav Klimt über ihren Kompositionslehrer Alexander Zemlinsky, Oskar Kokoschka und Walter Gropius bis zu Franz Werfel, ihrem dritten Ehemann.                       Klemens Hippel