Programm 33


Konzertprogramm Nr. 33

 

Berlin-Kreuzberg, Emmaus-Kirche

Freitag, 16. Juni 2017, 20 Uhr

Sonnabend, 17. Juni 2017, 20 Uhr

 

Dirigentin: Christiane Silber

 

Fagott-Solist: Berthold Große


Plakat- und Programmhefttitel

– Sowjetstern: Ausstellungsstück in einer Nische an der Fassade des Mauermuseum Berlin im Haus am Checkpoint Charly. Photo: Helgoland01 (flickr 5. 1. 2017)  

– Basson russe: The University of Edinburgh / Musical Instruments Museums Edinburgh, ID number 6099 [siehe unten auf dieser Seite] 

– Portraitphoto Kalinnikow: Unbekannter Photograph um 1900/10. wikimedia

– Bildbearbeitung und Montage: Michael Zachow


Berthold Große (*1972) nahm 1988 sein Musikstudium an der Hochschule für Musik

»Franz Liszt« in Weimar bei Manfred Beyer, dem damals stellvertretenden Solofagottisten der Staatskapelle Weimar, auf.

Von 1995 bis 1998 studierte er dann im Aufbaustudium in Weimar bei Georg Klütsch, ehemals Solofagottist der Bamberger Symphoniker und heute Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und Berlin.

 

Berthold Große ist unter anderem Gründungsmitglied des »Mozart-Sextetts Weimar« und wurde 1993 als dessen Mitglied Stipendiat des Deutschen Musikrates. Er pflegt rege Kammermusikarbeit und engagiert sich sehr in der Interpretation des solistischen Fagott-Repertoires auch mehr unbekannten Schlages. Darüber hinaus hat er zahlreiche Solokonzerte mit den unterschiedlichsten professionellen Orchestern gespielt.

 

Nach mehreren festen Engagements in Deutschland ist er seit 2002 in Stockholm am »Royal Swedish Opera Orchestra« engagiert, zunächst als stellvertretender und seit 2007 als erster Solofagottist.

 

Er ist gern gesehener Gast bei vielen namhaften Orchestern wie z. B. den Osloer Philharmonikern, dem Rundfunksinfonieorchester Berlin, den Göteborger Sinfonikern, dem Sinfonieorchester Norrköping oder auch dem nordschwedischen »Kammerorkester Norrbotten«, einem der wenigen Orchester Europas, die Konzerte sogar nördlich des Polarkreises spielen!

 

Berthold Große musiziert auf dem Instrument Nr. 8442 aus der Fagottmanufaktur von Rudolf Walter.

P r o g r a m m f o l g e  

 

► Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch

1906–1975

Festliche Ouvertüre op. 96

[1947(?)/1954]

Allegretto – Presto

 

► Nino Rota 

1911–1979

Concerto per fagotto e orchestra

Konzert für Fagott und Orchester

[1974–77]

 

1  Toccata Allegretto vivace

2  Rezitativo Lento

3  [Thema und Variationen]

[Tema] Andantino

Variazione 1  Valzer

Variazione 2  Polka Molto Allegro

Variazione 3  Siciliana Larghetto

Variazione 4  Scherzo Mosso

Variazione 5  Sarabanda Quasi Adagio

Variazione 6  Galop Allegro vivo

 

► Wassili Sergejewitsch Kalinnikow

1866–1901

Symphonie Nr. 1 g-Moll

[1895]

 

1  Allegro moderato

2  Andante commodamente

3  Scherzo

Allegro non troppo – Moderato assai –

Allegro non troppo

4  Finale

Allegro moderato – Allegro risoluto –

Allegro con brio – Maestoso




Was ist denn das für ein seltsames Fagott?

Basson russe, 3 keys, Nominal pitch: C – ID Number: 6099
Basson russe, 3 keys, Nominal pitch: C – ID Number: 6099

 

Diese Frage haben sich bestimmt einige informierte Besucher/innen gestellt. Und die Frage ist berechtigt, denn zwei wichtige Indizien weisen darauf hin, dass hier – trotz des fagottförmigen (»fagotto«, italienisch: das Bündel, der Packen) Holzkorpus – kein Holzblasinstrument zu sehen ist. Das Kesselmundstück und der metallene Schallbecher sprechen nämlich eindeutig dafür, dass das Instrument den Blechblasinstrumenten zugeordnet werden muss. 

 

Unser Beispiel stammt aus dem Musikinstrumentenmuseum der Universität von Edinburgh. Es wird unter der populären Bezeichnung basson russe (russian bassoon / Russisches Fagott) geführt. Es handelt sich um ein französisches Instrument, als Instrumentenbauer wird Cuvillier angegeben. Ein ähnliches, aber signiertes Instrument in der schottischen Sammlung wird in das Jahr 1815 datiert.

 

Bei Nachforschungen über diese Instrumente, die es in verwirrend vielfältigen Formen und Bezeichnungen gibt, findet man hauptsächlich den Gattungsbegriff Basshorn.

 

Und warum zeigen wir nun dieses »falsche« Fagott?

 

• Erstens, weil sich seine kompakten Proportionen besser auf einem Plakat komponieren lassen als die eines modernen Fagotts, das wegen seiner Länge und der komplizierten Mechanik nicht sehr fernwirksam wäre. 

• Zweitens, weil der »fagotto«-Holzkorpus sehr wohl auf Rotas Fagottkonzert hinweisen dürfte.

• Drittens, weil die Bezeichnung »Russisches Fagott« so gut zum thematischen Rahmen unseres Konzertprogramms, nämlich »Russland«, passt, und weil der Blechtrichter obendrein auch Schostakowitschs festliche Fanfarenklänge veranschaulicht. | M. Z. & M. K.

 

Stichwörter: Baßhorn/Basshorn, Ophikleïde – Riemanns Sachlexikon Musik, Mainz 1967.  –  Wikipedia