Konzert Nr. 21
Berlin-Kreuzberg,
Emmaus-Kirche,
Sonntag, 8. Januar 2012
»Was macht die Ente im Orchester?«
Ein gemeinsames Programm
mit dem Duo »Schwarz un Schmitz«
unter der Leitung von Christiane Silber
Benefiz-Konzert
für den Hospizdienst »Tauwerk« e. V.
Meike SCHMITZ , geboren 1981 in Neuss,
Studium Jazzgesang und Zusatzqualifikation »Elementare Musikpädagogik« an der
Hochschule für Musik »Franz Liszt«, Weimar
(2001–2008); Auslandsstudium an der »University of Central England« (UCE) Birmingham (September 2006 bis Februar 2007); Lehrauftrag an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« im Fachbereich »Elementare Musikpädagogik« seit Oktober 2010.
David SCHWARZ , geboren 1983 in München,
2002–2003 Studium Jazzklavier am Konservatorium München, 2003–2011 Studium an der Hochschule für Musik »Franz Liszt«, Weimar; 2005–2009 Stipendiat der »Studienstiftung des deutschen Volkes«; Teilnehmer des »Popcamps« des Deutschen Musikrats 2008/2009; Oktober 2009 bis
April 2010 Auslandsstipendium an der
»Rubin Academy of Music«, Jerusalem; seit 2011 Masterstudiengang Filmmusik in Babelsberg.
Meike Schmitz und David Schwarz lernen sich während des Jazz-Studiums an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« in Weimar kennen. 2006 musizieren sie das erste Mal im Rahmen des Diplomkonzertes von Meike Schmitz als Duo ein Musikstück. Das Stück »Flugenten« wird in vielen präzis erarbeiteten Probenschritten von beiden gemeinsam zu einer atmosphärisch-abstrakten und vielschichtigen Theaterliedmusik arrangiert. Diese Arbeitsweise sollte wegweisend werden für eine gemeinsame musikalische Idee.
Seit Spätsommer 2007 komponieren, spielen und singen Meike Schmitz und David Schwarz regelmäßig im Duo »Schwarz un Schmitz«. Ziel ist dabei stets, eigene Geschichten zu erzählen, mit Stimmungen, Stilen und Erwartungen zu spielen und die Klangmöglichkeiten einer Duobesetzung kreativ zu nutzen und zu erweitern.
Im Oktober 2008 erhalten »Schwarz un Schmitz« mit ihrem Programm »Flugenten« einen 2. Platz beim Stuttgarter »Le Méridien Chanson- & Liedwettbewerb«. Hier begegnen sie Christiane Silber, mit der sie seitdem in künstlerischem Austausch stehen. 2009 gewinnen »Schwarz un Schmitz« den Nachwuchspreis beim »Chansonfest Berlin«, im Oktober 2010 den 1. Platz des »Ralph-Benatzky-Chanson-Preises« beim Nachwuchswettbewerb des Hamburger Chansonfests.
P r o g r a m m f o l g e
*Textwiedergabe (unten)
mit freundlicher Erlaubnis von Meike Schmitz
1
La forza del destino
Ouvertüre zur Oper
2
Station
Text und Musik: Meike Schmitz
3
*Bleiben
Text und Musik: Meike Schmitz
4
Entr’acte Carmen -Suite Nr. 1
5
*Winter werden wir
Text, Musik und Arrangement für Streicher: Meike Schmitz
6
Rüber
Text: Meike Schmitz | Musik: Meike Schmitz & David Schwarz
7
Farandole
L’Arlésienne -Suite Nr. 2
8
Tanz der Zuckerfee
Nussknacker-Suite
9
*Ballerina
Text: Meike Schmitz | Musik: Meike Schmitz & David Schwarz Orchesterarrangement: David Schwarz
Pause
10
Pinguin
Text: Meike Schmitz | Musik: Meike Schmitz & David Schwarz
11
Prélude und Aragonaise
Carmen -Suite Nr. 1
12
HaaNn
Text: Meike Schmitz | Musik: Meike Schmitz & David Schwarz
13
Habanera
Carmen -Suite Nr. 2
Meike Schmitz, Gesang
14
*Frau ohne Mantel
Text: Meike Schmitz | Musik: Isabel Meisel & David Schwarz
15
Manon Lescaut
Intermezzo
16
*zuletzt
Text: Meike Schmitz | Musik: Meike Schmitz & David Schwarz
Plakat und Programmhefttitel
– flying duck trinko, flickr 2007 – trompete www.musikhaus-korn.de
Montage: Michael Zachow
Pinguin-Illustrationen: Aike Arndt
Photos von den Proben finden Sie anschließend
und Photos von dem Konzert
nach den Songtexten von Meike Schmitz.
Bitte scrollen!
concentus alius mit »Schwarz un Schmitz« unter der Leitung von Christiane Silber
Generalprobe, Emmaus-Kirche, Berlin-Kreuzberg, Januar 2012
Photos: Federica Roncaldier
an die, die waren
das sind
die stillen stunden
in denen sich mein herz
euch entgegen lehnt, dehnt
wie von anfang und von neu
entschlossen und sicher aber
weil meine augen euch längst verloren hatten
und meine worte fragten
befürchteten euch zerhallt
weil die zeit hinter uns blieb
unaufgegriffen
und von offenbarung
nichts mehr
sich offenbarte
und in all dem verschwundenen
pochte etwas, klein und zäh und gewiss
stumm und ohne drang, doch stets
und blieb
mit einem unverletzbaren mut
offen, wie nicht vorher
und sieht euch nochmals an
Bleiben
Weit hinter Dein Gesicht zu greifen,
alles zu erfühlen, all Deine Lebenszeichen.
Nicht nur bis zu Deinen Augen zu kommen,
gefangen genommen in Deinem Kopf.
Nicht nur in Deinen Gesichtern zu lesen,
neben Dir verlegen meine Atemzüge zählen.
Nicht nur einmal Dein Haus betreten,
wieder verlassen, wieder gehen.
Wie weit willst Du gehen,
wie lang?
Wie weit willst du gehen,
wie lang?
Nicht nur meine Stille pflegen,
die Gedanken zählen, die Ideen erziehen.
Nicht nur auf eines Tages hoffen,
eines Abends beschlossen: Das ist Zeit.
Für alles Zeit.
Und willst Du dabei sein,
wie lang?
Wie viel willst Du halten,
bis wann?
Und ich, die wartet, auf den Tag,
an dem sich alles überschlägt.
Und ich, die wartet, auf den Tag,
an dem mich alles überschlägt.
Nicht nur Deine Augen sehen,
Deine Atemzüge zählen, Deine Eigenheiten.
Nicht nur viermal die Hände heben,
die Lippen bewegen, sondern bleiben.
Winter werden wir
Müde, mürrische Herren
Mit fahlen Bärten bestell’n
Rum im grauen Tee
Schütten ihn weg und geh’n schnell
Allzu seltsame Damen
Mit Ponyhaaren im Café
Luken herum
Suchen Kristalle im Schnee
Tiefe Tage im Winter
Sternenarme Zeit
Fernverirrte Gesichter
Unauffindbarkeit
Jungens mit dünnen Mützen
Mädchen mit spitzen Schuh’n
Laufen im Steh’n
Träume verweh’n ohne Tun
Stille Fragen im Winter
Streunermüde Zeit
Stummverschluckte Münder
Mitteillosigkeit
Leere, zerworfene Tassen
Stadt und Dorf, Heim allein
Salz im Mandelmus
Schneematsch und Ruß, Pflasterstein
Alte Klage wird Winter
Geduldiges Papier
Blau vom Schweigen dahinter
Winter werden wir
Winter werden wir
Ballerina
Die Ballerina hat heut Kopfweh, das Tütü ist viel zu klein.
Die Ballerina hat Migräne, sie würd gern Bauarbeiter sein
und mit dem Presslufthammer gegen schürfenden Asphalt.
Die Ballerina ist sehr müde, die Ballerina wird bald alt.
Die Ballerina macht sich Sorgen: sie wiegt zuviel, ein halbes Pfund,
und ihre Muskeln, Sehnen, Bänder sind auch nicht so wirklich mehr gesund.
Sie wär gern Tiermediziner, mit Stallgeburten und viel Blut.
Sie wär gern Tierveterinär, weiches Fell, das tät ihr gut.
Ach, wär der Himmel ein Stück off’ner, ach, wär der Himmel smaragdgrün,
über Felder würd sie laufen, in den Acker Furchen zieh’n,
immer weiter, immer weiter, bis sie den Horizont zerreißt,
diese klare, harsche Linie, die die Welt in Schranken weist.
Die Ballerina muss fast weinen, so viele Flecken auf dem Kleid.
Walzen mag sie heut mit keinem und schwoft trotzdem stets zu zweit.
Ach, sie wär so gerne Single, in ’nem Hochhaus, fünfter Stock.
Und sie hätte keine Klingel. Auf Besuch hat sie kein’ Bock.
Ach, wär der Himmel ein Stück offner, ach, wär der Himmel jadeweit,
über Wege würd sie wandern, auch mal hupfen aus Zeitvertreib,
immer höher, immer höher, bis mit dem Kopf ans Firmament,
bis weit aus der Atmosphäre, die die Physik so fad benennt.
Die Ballerina wälzt Gedanken, sie ist heute so frustriert
vom Spitze-Hacke-Spitze-Tanzen, es scheint ihr so uninspiriert.
Sie wäre gern wie du dort drüben: einfach sitzen, horchen, schau’n
und mit frei schweifenden Sinnen eig’ne Hirngespinste bau’n.
Ach, wär die Decke ein Stück höher, ach, wär es zwischen uns nicht eng!
Wir würden frei die Plätze tauschen, hangeln, fliegen, wälzen, rennen.
Und wir tanzten, wie wir wollten, ohne Stepp und ohne Kick,
ohne, dass uns einer anzählt, unser eignes, tiefes Stück.
Ja, wir tanzten, wie wir wollten, in einem echten Wechselschritt,
ohne dass uns einer durchzählt, jeder frei zu der Musik.
Frau ohne Mantel
Wo wär ich, wenn ich nicht an Deiner Seite wär?
Ich fände mich am schlafenden, stillen Meer.
Ich gäb meinen Kopf in die Hände.
Du ließest mich los, ich wär fern von Dir.
Ich wäre sehr groß, weit größer als hier.
Ich ließe mich stumm begleiten
von Weiten und Winden und stillen und linden Zeiten.
Die Sonne schweigt hinterm Horizont
zerweint eine Träne, das Stundenblau kommt.
Ich stehe und sehne das Grau herbei.
Das Rot mischt und blutet, ich schweige im Schrei.
Die Möwen sind müde und kahl vom Sturm.
Der Himmel bedeckt und über dem Turm
hängt der Schlag der Glocke verfrorn.
Ich wünschte, ich könnte mich wenden und sähe nur nach vorn.
Wir stehen zu zweit unterm Schieferdach,
mir zerrt es die Hände, ich weine, Du lachst.
Ich kann Dich nicht halten, ich lass Dich los,
was wäre, was wäre bloß?
Ich wünschte, ich wünschte, ich wünschte, ach,
alles nähme sein Ende.
– Wo wär ich, wenn ich mich jetzt nicht an Deiner Seite fände?
Ich schliefe am Meer.
Ich gäb meinen Kopf
in die Hände.
zuletzt
Was bleibt
von all den Leben,
die gehen, Tag um Tag,
von allen Deinen Welten,
den Worten,
die Du hast?
Wir sind
doch bloß Gedichte,
gesprochen in den Raum,
und morgen schon Geschichte,
ein längst
vergessner Traum.
Was bleibt,
sind unsre Schatten,
sie wehen durch die Zeit.
Und die Welten, die wir halten,
steigen weit,
von uns befreit.
Was bleibt
von all den Leben,
die gehen, Tag um Tag.
Von allen Deinen Worten,
den Welten,
die Du hast?
concentus alius mit »Schwarz un Schmitz« unter der Leitung von Christiane Silber
Konzert, Emmaus-Kirche, Berlin-Kreuzberg, 8. Januar 2012
Photos: Federica Roncaldier