P r o g r a m m f o l g e 1
1812–1865
Ouvertüre zur Oper »Maritana«
[1845]
Begrüßung
Grußwort von Helge Lorenz,
Präsident des Bundesverbandes Deutscher Liebhaber-Orchester
1797–1828
Sinfonie Nr. 6 C-Dur
[1818]
daraus:
I Adagio – Allegro
1797–1848
Cavatina der Norina
»Quel guardo il cavaliere«
aus der Oper »Don Pasquale«
[1842]
Gloria Rehm, Sopran
1888(?)–1972
»Dusty Rag« und »The Thriller!«
[1908/1909]
in der Fassung für Orchester [2008]
von ► Tobias Faßhauer
Pause
P r o g r a m m f o l g e 2
1818–1893
Introduction et valse aus der Oper »Faust«
[1859]
Grußwort von Steffen Kepper,
Dirigent der Zentralkapelle Berlin
Grußwort von
Schwester M. Hannelore Huesmann,
AIDS-Hospizdienst Tauwerk e. V.
1819–1895
Ouvertüre zur komisch-mythologischen Oper
»Die schöne Galathée«
[1865]
1854–1932
The Free Lance March
»On To Victory« [1906]
Anschließend: Kaltes Buffet
nebst Damentanzcombo »cherrypink«
Jubiläumstitelmotiv
Michelangelo Buonarotti David und David.
Florenz, Galleria del'Accademia
Sandro Botticelli Venus und Venus. Berlin, Gemäldegalerie
Montagen: © Michael Zachow, 2009
10 Jahre concentus alius 1999–2009
Ein Rückblick
„Liebhaberorchester“ gibt es in Berlin mehr als zwanzig. Das 1999 gegründete Orchester concentus alius wird dieser Bezeichnung in besonderer Weise gerecht: Als „homophilharmonisches Kammerorchester Berlin“ bietet es lesbischen Musikerinnen und schwulen Musikern, sowie allen Menschen, die diesen offen und unvoreingenommen begegnen, die Möglichkeit gemeinsamen Liebhabermusizierens. Den Anstoß zur Gründung des ersten schwullesbischen Orchesters in Deutschland gab der begeisterte Urlaubsbericht über ein fulminantes Konzert des LGSO (London Gay Symphony Orchestra) – so etwas müsste doch in Berlin auch möglich sein! Zunächst initiiert als schwules Orchester, erfolgte bereits nach kurzer Zeit die Öffnung auch für lesbische Instrumentalistinnen, und später kamen dann weitere Mitspielerinnen und Mitspieler auch anderer sexueller Orientierung hinzu – liebevoll „die Quotenheten“ genannt.
Sehr streng sind also die Zugangsbedingungen bei concentus alius nicht. Trotzdem legitimiert sich unser Konzept so: Auch wenn Musik helfen kann, die sonst im Zwischenmenschlichen überall anzutreffenden Unterschiede und Diskriminierungen zu überwinden, bedarf es beim Musizieren auch der sonstigen Kommunikation, der gemeinsamen Wellenlänge. Aufgrund des Bedürfnisses, seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Musikmachen – ungezwungen unter seines- oder ihresgleichen nachgehen zu können, gibt es nun zwar in Deutschland zahlreiche schwule, lesbische und auch lesbisch-schwul gemischte Chöre, aber an entsprechenden Orchestern bislang lediglich das 2008 gegründete RSC-Orchester (Rainbow Symphony Cologne), eine Projektorchesterinitiative anlässlich der Gay Games, die im August 2010 in Köln ausgetragen werden.
Diese Diskrepanz mag auch damit zusammenhängen, dass es ein in Aufbau befindliches Orchester im Vergleich zu einem neu gegründeten Chor insofern schwerer hat, als anfängliche durch eine zunächst inkomplette Besetzung verursachte Durststrecken zu überstehen sind. Und eine selbstverständlich(?) wiederholt lückenhafte Probenbeteiligung tut ein Übriges, so dass der Orchestergesamtklang, wenn einzelne (Bläser-)Stimmen nicht besetzt sind, oft nur unzureichend zustande kommt. Jedes neu gegründete und im Wachsen begriffene Orchester dürfte dieses Problem kennen. Davon waren auch unsere Anfangsjahre bestimmt, in denen zwar immer wieder neue interessierte Mitspielerinnen und Mitspieler dazukamen, aber viele über kurz oder lang auch wieder wegblieben, wovon die Liste der Ehemaligen Zeugnis gibt: 130 Namen ist sie lang – gegenüber 32 aktuell Mitwirkenden. Diese Zahl von jetzt gut dreißig Orchestermitgliedern ist nun aber seit einigen Jahren recht stabil, so dass das Orchester concentus alius sich mittlerweile als Sinfonieorchester im Haydn-Format konsolidiert hat: doppelte Bläser bis hin zu zwei Trompeten, dazu Pauken (nebst anderem Schlagwerk), eine Posaune, Harfe und Streicher von z. Zt. sechs ersten Geigen bis hinunter zur (leider immer noch) einsamen Kontrabassistin.
Wir sind stolz darauf, die ersten zehn Jahre – bei meistens guter Laune – durchgehalten zu haben. Die Erfolgsbilanz dieser gemeinsamen Orchesterprobenarbeit zeigt auch den anderen Grund, weshalb es uns, ein schwullesbisches (Kammer-)Orchester, gibt: unter den 16 großen, abendfüllenden Konzerten waren acht Benefiz-Konzerte zugunsten des AIDS-Hospizdienstes Tauwerk e.V., sowie gemeinsame Konzerte mit den Classical Lesbians (2005) und dem schwullesbisch gemischten Chor canta:re (2009). Es gab Gastspiele außerhalb Berlins wie das Benefiz-Konzert bei der AIDS-Hilfe in Braunschweig (2002), die Eröffnungsgala zum CSD 2005 in Leipzig oder die musikalische Umrahmung des Toleranz-Events 2007 in Rathenow (Brandenburg). Daneben war das Orchesterleben geprägt von zahlreichen kleineren Auftritten, die man alle auf der Orchesterwebseite unter „Konzerte / Rückblick“ [nunmehr Archiv] nachlesen kann.
Unsere Konzertprogramme reichen – wie bei anderen Laienorchestern – von den bekannten klassischen Kompositionen bis hin zur klassischen Moderne, aber sie umfassen auch eher unbekannte „Ausgrabungen“, wie Im Zirkus oder Bilder aus Berlin von Willi Lautenschläger alias José Armándola, Tavans Bohème-Phantasie oder auch Mendelssohns Schauspielmusik-Ouvertüre Athalia. Für das heutige Jubiläumskonzert, bei dem der concentus durch ehemalige Mitspielerinnen und Mitspieler verstärkt wird, haben wir ein – hoffentlich – kurzweiliges Konzertprogramm mit einer Auswahl von Stücken aus früheren Konzerten vorbereitet, von denen wir meinen, dass sie bei unserem Publikum besonders gut ankamen, und die auf jeden Fall uns gefielen und immer noch gefallen.
Unsere Zukunftspläne? Im Februar 2010 werden wir Schuberts 6. Sinfonie – die kleine C-Dur-Sinfonie – komplett spielen sowie Janáčeks Adagio für Orchester von 1891 und die selten aufgeführten Walt Whitman Songs von Kurt Weill. Für den Sommer planen wir wiederum ein gemeinsames Konzert mit canta:re mit anschließender Konzertreise nach Polen zur Unterstützung des Warschauer CSDs. [was bislang nicht gelungen ist. Zac.] Und außerdem wollen wir natürlich als Orchester weiter wachsen, bis wir es – in nicht allzu ferner Zukunft – wagen können, uns Berliner Homophilharmoniker zu nennen.
| MK – auch veröffentlicht in der Zeitschrift »Das Liebhaberorchester« 2009/2 auf Seite 26